China will 85 Milliarden Yuan – knapp 11 Milliarden Euro – jährlich für die Entwicklung und Produktion von Brennstoffzellen-Fahrzeugen ausgeben. Australien hat die Investition von Milliarden Dollar für die Erzeugung und den Export von Wasserstoff angekündigt und einen ersten Tanker für Flüssigwasserstoff in Auftrag gegeben. In Japan und Südkorea sollen bis Ende der aktuellen Dekade Brennstoffzellen-PKW in Serie vom Band rollen.
Dass die Zukunft der Mobilität nicht nur batterieelektrisch wird, darf angesichts dieser Entwicklungen als gesichert gelten. „Batteriebetriebene Antriebe und Brennstoffzellen bilden keine Gegensätze, sie werden sich sinnvoll ergänzen“, zeigte sich Dr.-Ing. Gert Schlegel überzeugt: Von daher sei es aktuell an der Zeit, auch in Deutschland Kooperationen und Koalitionen für die Entwicklung der Brennstoffzelle zu schließen. Genau darüber diskutierte Schlegel als Vertreter des sächsischen HZwo e.V. mit etwa 30 GRAVOmer-Mitgliedern im Rahmen des GRAVOseminars „Brennstoffzellen“ am 28. April 2021.
Er skizzierte, wie der von der EU ausgerufene Green Deal neue Herausforderungen für ökologische Verkehrssysteme stellt und dass es in südwestlichen Bundesländern bereits industrielle Wertschöpfung rund um das Thema Brennstoffzelle gibt. Auch Sachsen bietet mit seinen drei an den Themen Verkehr, Antriebsysteme oder Rohstoffe orientierten Technischen Universitäten sowie zahlreichen mittelständischen Unternehmen beste Voraussetzungen für Kooperationen. Ziel des HZwo-Netzwerks, in dem viele dieser Player bereits vertreten seien, sei es, bis 2030 vom Manufaktur-Betrieb in die industrielle Produktion der Brennstoffzelle vorzudringen. Zwölf F&E-Verbundprojekte zu Brennstoffzellenstacks, -systemen und -antrieben werden derzeit von den HZwo-Mitgliedern vorangetrieben. Künftig könnte ein bundesweites Forschungszentrum die Entwicklung beschleunigen: Der Standort Chemnitz ist in die finale Ausschreibungsrunde der letzten drei Bewerber eingezogen und muss sich nun einer Machbarkeitsstudie unterziehen.
Künftige Hersteller müssen dabei komplexe technische Herausforderungen lösen – etwa die Druckregelung bei der Zuführung des Wasserstoffs in die Brennstoffzelle, die Luftansaugung und Filterbefeuchtung oder das Thermomanagement. Die Mitglieder von GRAVOmer, so Schlegel, könnten mit ihren Kompetenzen in Sachen Oberflächenfunktionalität in vielen Bereichen helfen – etwa bei der Herstellung umformbeständiger Beschichtungen, im Bereich der Sensorik zur Herstellung widerstandsfähiger Oberflächen, beim Funktionalisieren von Bipolarplatten oder im Kühlkreislauf bei der Passivierung von Wärmeüberträgern. Ein Impuls für künftige Kooperationen ist mit dem GRAVOseminar gesetzt.
Achtung: Das nächste GRAVOmer-Seminar findet am 09. Juni zum Thema "Funktionalisierung textiler Oberflächen" statt. Zur Veranstaltung